Weltreiseabschied - Zwei Gedanken die mir den Abschied erleichtert haben
„Morgen fahren wir endlich los“. Wie oft habe ich diesen Satz geschrieben, gesagt und gedacht. Nach jeder Stunde in der der Abschied von Familien und Freunden näher rückte, wurde mir mulmiger zu Mute. Ein ständiger Gedanke der mich während des Refits begleitete war der Abschied. Der Moment in dem ich weiß ich halte meine liebsten Personen für längere Zeit das letzte Mal im Arm. Doch ich wusste da muss ich wohl durch, denn ich bin mir sicher diese
Reise will ich machen und auch ein trauriger Abschied kann mich nicht davon
abhalten.
„Die Zeit in der wir reisen ist so kurz im Vergleich zu
der die wir in gewohnter Umgebung verbringen können“
Was kann ich also nun sagen, nachdem ich diesen Teil der auch zu einem solchen Projekt gehört hinter mir habe. Während ich mich von meinen Großeltern, meinen Eltern, meiner Schwester und vielen weiteren lieben
Menschen verabschiedete, hatte ich zwei Sätze im Kopf die Thilo einen Abend
vorher wahrscheinlich relativ spontan geäußert hatte. „Du bist seit 22 Jahren
hier, seit 22 Jahren hast du jeden Tag die Möglichkeit deine Familie und Freunde
zu sehen, rund um die Uhr ist jemand in der Nähe den du kennst, also muss man
doch auch mal ausprobieren wie es ist die Leute mal etwas länger nicht zu sehen. Die Zeit in der wir jetzt reisen ist so kurz im Vergleich zu der, die
wir zuhause in gewohnter Umgebung verbringen können.“ Und das stimmt, unser ganzes Leben verbringen wir zusammen mit den Menschen die wir gerne um uns haben. Genauso soll es schließlich sein. Und am liebsten hätte man natürlich jeden gerne dabei bei all den Erlebnissen und Erfahrungen die man auf so einer Reise machen wird. Doch das ist eine Wunschvorstellung, denn jeder hat sein eigenes Leben und seine eigenen Ziele. Und so muss man einfach darauf vertrauen, dass die Verbindungen die sich im laufe der Zeit aufgebaut und gefestigt haben so stark sind, dass sie halten. Das sie auch weite Entfernungen und eine längere Zeit Funkstille durchstehen und einem trotzdem das Gefühl geben, dass jemand Zuhause an einen denkt und an einen glaubt wenn es mal schwierig wird. Und so habe ich beim Abschied ganz fest daran gedacht, dass ich meine Familie und meine engsten Freunde nun schon so lange kenne, dass die Zeit in der wir uns so oft sehen konnten die Zeit in der wir voneinander getrennt sein werden überwiegen wird.
„In der heutigen Zeit ist man nie getrennt man hat doch immer Möglichkeiten sich zu sehen oder zu hören“
Das war der zweite Satz, den Thilo einfach in den Raum geworfen hat. Und grade jetzt am Anfang dieser Reise habe ich gemerkt, dass das wahr ist. Man hat vor allem am Anfang der Reise in der man sich noch in Europa befindet unendlich viele Möglichkeiten. Fast bin ich schon überfordert mit all den Angeboten mit denen ich Freunde und Familie auf dem Laufenden halten kann. Keine zwei Stunden nachdem wir abgelegt haben, habe ich schon mit meiner Schwester telefoniert und durch die sozialen Medien ist man in ständigem Kontakt mit vielen Leuten. Mit dem Handy kann ich, wenn es wichtig aber auch wenn es nicht so wichtig ist immer meine Eltern erreichen. Es werden Bilder verschickt, Sprachnachrichten versendet, Videoanrufe getätigt… das alles gibt mir das
Gefühl, dass ich mich garnicht richtig verabschieden musste. Es gibt mir das
Gefühl, dass die Menschen die ich verabschiedet habe trotzdem immer in meiner
Nähe sind. Und ja vielleicht kann man es auch als Nachteil sehen, dass man irgendwie immer erreichbar und nicht komplett auf sich alleine gestellt ist. Aber für den Anfang ist es genau das was hilft und was bestärkt weiter zu machen. Und die einfach dazuzählen zu den Gedanken die einen stark genug machen eine so große Entscheidung zu treffen und den Heimathafen zu verlassen.
Was ich damit sagen will
Was ich damit sagen will ist, dass Angst vor Verabschiedungen immer eine Frage der Perspektive ist. Ich war nie gut im tschüss sagen. Aber sobald man den Abschied aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, sobald man seine Gedanken von einem traurigen Abschied abwendet und man das getrennt sein
als ein Experiment oder eine andere Art der Beziehungen die man pflegt ansieht, wird es nicht mehr ganz so schwer sein. Sorgen bleiben immer und auch das erste Heimweh wird kommen, aber da bin ich noch nicht angelangt und trotzdem bin ich mir sicher, dass es auch dafür Wege gibt damit umzugehen.
Du kannst uns und unser Projekt auch auf Youtube verfolgen